Zwanzig Fragen an Dr. Rainer Sieg

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 Dr. Rainer Sieg - Aufsichtsrat der Siemens AG, Konzernsprecherausschussvorsitzender, Erlangen
Dr. Rainer Sieg - Aufsichtsrat der Siemens AG, Konzernsprecherausschussvorsitzender, Erlangen

Was und wo haben Sie gelernt?
Rechtswissenschaft an der FAU Erlangen-Nürnberg.

Wären Sie nicht Arbeitsrechtler geworden, was dann?
Zunächst Lokomotivführer, später eher Strafrechtler.

Warum haben Sie sich für Ihren Beruf entschieden?
Weil der Ausgleich der gegenläufigen Interessen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer zum Erreichen eines gemeinsamen Ziels (prosperierendes Unternehmen, das langfristig Arbeitgeber und Arbeitnehmer ernährt) eine spannende, nie abgeschlossene Aufgabe ist.

An meinem Beruf fasziniert mich/mag ich besonders ...
..., dass er täglich neue Herausforderungen und viele Kontakte zu interessanten Menschen unterschiedlicher Berufe und Berufungen auch in anderen Unternehmen und öffentlichen Institutionen mit sich bringt.

Wenn ich an meine ersten Berufsjahre denke ...
... bin ich dankbar dafür, dass ich als Hochschulassistent bei renommierten Wissenschaftlern lernen durfte, wie man beim Auftauchen von Problemen erst einmal alle vertretenen Meinungen einholt, eingehend und vor allem ergebnisoffen prüft und dass man sich erst dann eine eigene Meinung bildet. Dieser vorgeschaltete „wissenschaftliche Stresstest“ hat mir geholfen, Entscheidungen in der betrieblichen Praxis bestandssicherer zu gestalten.

Welcher Rat hat Ihnen auf Ihrem beruflichen Weg am meisten genützt?
Ein Rat, der hinter folgender Lebenserfahrung verborgen ist: „Wer als erster zuckt, hat verloren“.

Welche (sozialen) Netzwerke nutzen Sie? Wofür?
Welche? Unternehmensübergreifende Erfahrungsaustauschkreise (BDA/GDA, VBM/ VBW etc.); Führungskräfteverbände; Praktikerseminare; Passauer Arbeitsrechtssymposion; die traditionellen Juristentreffen, wie Deutscher Juristentag, Arbeitsgerichtsverband, Diskussionsforen.
Wofür? Zur Feststellung, wo stehe ich im Verhältnis zu den anderen, ggf. zum Kennenlernen besserer Lösungen.
Wie? Da bin ich sehr, sehr altmodisch: Face-Mail statt E-Mail!

Welche berufliche Entscheidung würden Sie rückwirkend anders treffen?
Eine wesentliche berufliche Entscheidung, die sich im Nachhinein als Fehlentscheidung erwiesen hat, fällt mir auf Anhieb nicht ein.

Arbeitnehmer sind dann gut, wenn ...
... sich ihre privaten mit den dienstlich erforderlichen Einstellungen decken und sie durch Zielvereinbarung und nicht nur durch Wegweisung geführt werden.

Was war Ihre schwerste Entscheidung als Personaler?
Die Frage suggeriert, dass schwere Personalentscheidungen, wie Personalabbau, Arbeitsplatzverlagerungen ins Ausland, Betriebsschließungen etc., von den Personalern getroffen werden. Nach der von mir erlebten Rollenverteilung in der betrieblichen Praxis werden die wirtschaftlich notwendigen Entscheidungen jedoch von Kaufleuten und nicht von Arbeitsrechtlern getroffen. Aufgabe der Personaler ist es dann, den vorgegebenen „abstrakten Arbeitsplatzabbau“ so weit wie möglich sozialverträglich konkret umzusetzen. Den von Arbeitsplatzverlust betroffenen Mitarbeitern die Entscheidung dann „Aug in Aug“ mitzuteilen und zu erklären, ist für Personaler und Arbeitnehmervertreter immer schwer.

Welche Themen sind für Sie die wichtigsten der nächsten zwölf Monate?
1. Die Geburt meines ersten Enkelkindes.
2. Die Aufsichtsratswahl.

Arbeit bedeutet mir ...
... sinnvolle Lebensgestaltung zur Sicherung wirtschaftlicher und persönlicher Unabhängigkeit.

Was fällt Ihnen zu „Arbeit und Arbeitsrecht“ ein?
Wenn die AuA nicht schon seit über 50 Jahren bestehen würde, müsste sie als aktuelle, (auch für Nichtjuristen) leicht verständliche Informationsquelle für den betrieblichen Praktiker umgehend erfunden werden.

Was lesen Sie in AuA zuerst?
Den „Brennpunkt“.

Welche Rituale pflegen Sie?
Vor Arbeitsbeginn die Tageszielfestlegung bei einer Tasse Kaffee. Gemeinsames Feiern von Geburtstagen und sonstigen persönlichen Festtagen in der Abteilung (wer feste arbeitet, darf auch Feste feiern).

Mit wem würden Sie gerne mal ein Bier trinken?
Joachim Gauck.

Wohin würden Sie gerne einmal reisen?
Nach Südafrika, dort weiter mit dem „Blue Train“.

Welches ist Ihr Lieblingsbuch?
DIE Entscheidung ist schwer: „dtv-Arbeitsgesetze“ oder „Zivilcourage“ von John F. Kennedy?

Ihre größte Leidenschaft ist ...?
... mit meinen Söhnen und Freunden deutschen und insbesondere bayerischen Fußball gucken.

Verraten Sie uns Ihr Lebensmotto?
Ja! „Behandle jeden so, wie Du – wenn Du in dessen Situation wärest – behandelt werden wolltest“.

Vita: Dr. Sieg trat vor 25 Jahren in die Zentralabteilung Personal der Siemens AG, München, als Referent für Beschäftigungsbedingungen und Tarifrecht ein. Seitdem hatte er verschiedene Funktionen inne, insbesondere im Personalwesen – u. a. als Leiter der Abteilung Betriebsverfassung, Mitbestimmung und Restrukturierung und nach der Wende als Konzernbeauftragter für die Personalarbeit in den neuen Bundesländern und in Polen (Warschau und Breslau/Wroclaw). Der gebürtige Franke war zuvor sechs Jahre Akademischer Rat an der FAU Erlangen-Nürnberg. Dr. Sieg ist ehrenamtlicher Richter am BAG, Lehrbeauftragter an der Universität Passau und Universitätsrat in Augsburg. Dem Publizistischen Beirat der AuA gehört er seit dessen Gründung an.

Ein Überblick über die drei Teilbereiche des „Kollektiven Arbeitsrechts“: Betriebsverfassungsrecht (BetrVG, SprAuG, EBRG), Unternehmensmitbestimmungsrecht (DrittelbG, MitbestG, Montan-MitbestG), Tarifvertrags- und Arbeitskampfrecht (TVG, Artikel 9 III GG)

Redaktion (allg.)

· Artikel im Heft ·

Zwanzig Fragen an Dr. Rainer Sieg
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Wären Sie nicht Personaler geworden, was dann?

Landschaftsgärtner! Ich bin ein kreativer Mensch und mag es, draußen in der freien Natur

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Wären Sie nicht Personalerin geworden, was dann?

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Wären Sie nicht Personalerin geworden, was dann?

Dann wäre ich sicherlich Winzerin geworden, da ich in einem kleinen Weinort an der Mosel

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Wären Sie nicht Personaler geworden, was dann?

Seit

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Wären Sie nicht Personalerin geworden, was dann?

Dann hätte ich wohl Tiermedizin studiert. Ich bin sehr ländlich groß geworden und

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Wären Sie nicht Personalerin geworden, was dann?