Geleitwort: Führung ist Kommunikation

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 Prof. Dr. Claudia Mast - Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft und Journalistik, Universität Hohenheim
Prof. Dr. Claudia Mast - Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft und Journalistik, Universität Hohenheim

Warum macht interne Kommunikation Ihr Unternehmen erfolgreicher? Ganz einfach – der Austausch unter Mitarbeitern und Führungskräften in Ihrer Firma entscheidet darüber, ob die internen Prozesse effizient ablaufen, die Zusammenarbeit zwischen den Teams und Abteilungen klappt und ob Ihre Firma von den Menschen auch als attraktiver Arbeitgeber angesehen wird. Je knapper die Fach- und Führungskräfte werden, desto wichtiger wird eine effektive Kommunikation im „war for talents“.

Die Kommunikation zwischen Arbeitnehmern, Führungskräften und der Unternehmensleitung ist – bildlich gesprochen – längst zum entscheidenden Faktor für den Geschäftserfolg geworden. Sie sorgt für ein effizientes Funktionieren von Abläufen in den Firmen, für engagierte Partner und gute Ergebnisse der Arbeitsprozesse. In der heutigen Zeit, in der Produkte immer ähnlicher werden oder zahlreiche Wettbewerber auf immer engeren Märkten kämpfen, sind ein leistungsfähiges Miteinander und eine funktionsfähige interne Kommunikation der entscheidende Wettbewerbsvorteil, den kein Konkurrent – auch nicht mit großem Geldeinsatz – kopieren kann. Effiziente und wertschätzende interne Kommunikation ist heute gleichbedeutend mit Existenzsicherung und dem „Pulsschlag“ von Unternehmen. Wie andere Geschäftsaufgaben auch, muss die Kommunikation mit den eigenen Beschäftigten strategisch geplant und kontinuierlich umgesetzt werden. Für sie gilt, ebenso wie für die Marketingkommunikation: Die Mitarbeiter erwarten eine Wertschätzung für ihre Arbeit. Die größten Fehler liegen im „Management by E-Mail and PowerPoint“, während die Arbeitnehmer aber Fragen stellen und mit ihren Anliegen gehört werden wollen. Sie sehnen sich nach kompetenten Aussagen ihrer Manager und hören häufig inhaltsleere Floskeln. Sie werden zudem häufig mit vielen Medien, wie Intranet, Newsletter, Videos, Zeitschriften, sowie der überbordenden E-Mail-Verteilkommunikation geradezu überschüttet. Diese Medienfluten – auch in den Firmen – können nicht konsumiert werden und nähren darüber hinaus bei vielen Mitarbeitern ein Unbehagen, weil sie sich gehaltvollere Kommunikationsangebote wünschen. Weniger ist mehr.

Nach Umfragen des Fachgebiets Kommunikationswissenschaft und Journalistik der Universität Hohenheim (Stuttgart) ist aktuell ein Viertel aller Führungskräfte unzufrieden mit dem, was im persönlichen Austausch im Unternehmen besprochen wird. Es ist für Vorstände, Geschäftsleitungen und Führungskräfte allerhöchste Zeit, die interne Kommunikation als das anzusehen und zu behandeln, was sie ist: die Herzkammer des Geschäftserfolgs und ihrer eigenen Karriere gleichermaßen.

Die Anforderungen an die inhaltliche Substanz von Aussagen in der Unternehmenspraxis steigen. Die Beschäftigten sehnen sich nach ernsthaften Gesprächen, konkreten Themen und Führungskräften, die auch einmal zuhören können. Schließlich wollen sie auch Wertschätzung erfahren und spüren, dass sie von den Chefs ernst genommen werden. Wenn Arbeitnehmer unzufrieden sind, steigt das Risiko für die Manager. Denn das Internet lädt die Menschen geradezu ein, sich zu äußern. Mit ihrer Kritikkönnen sie einem Unternehmen sehr schaden, wenn sie auf Bewertungsplattformen wie „kununu“ oder „via Social Media“ ihren Unmut posten bzw. entsprechende Kommentare
online abgeben. Solche Einträge lesen dann auch die Kunden eines Unternehmens und stellen unangenehme Fragen. Schlimmstenfalls wenden sie sich den Firmen zu, deren Mitarbeiter als Botschaftereine gute Reputation verbreiten.

Die Ressourcen, die in einer mitarbeiterorientierten Unternehmenskommunikation schlummern, sind noch keineswegs ausgeschöpft. Im Gegenteil: Mich wundert immer wieder, mit welcher Hingabe und welchem Zeitaufwand Führungskräfte nach kleinen Einsparpotenzialen in Höhe von Centbeträgen suchen, während sie sich zeitgleich Tausende von Euros entgehen lassen – durch die unsichtbaren Kosten einer defizitären oder gar unwilligen Kommunikationspraxis am Arbeitsplatz. Diese Kostenart sollte in Unternehmen erfasst und bilanziert werden. Fürs Erste reicht es aber, wenn Führungskräfte ihre Scheu vor diesem „weichen Faktor“ ablegen. Es nützt alles nichts: Führung ist heute in erster Linie Kommunikation.

#ArbeitsRechtKurios: Amüsante Fälle aus der Rechtsprechung deutscher Gerichte - in Zusammenarbeit mit dem renommierten Karikaturisten Thomas Plaßmann (Frankfurter Rundschau, NRZ, Berliner Zeitung, Spiegel Online, AuA).

Redaktion (allg.)

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