Arbeitskampfbilanz 2011

©PIXELIO/Gerd Altmann
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2011 war nicht nur ein gefühltes „Streikjahr“ - dieser Eindruck lässt sich nun auch statistisch fundieren. Das geht aus der Jahresbilanz zur Arbeitskampfentwicklung 2011 des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor.

So beteiligten sich im letzten Jahr 180.000 Beschäftige an Streiks und Warnstreiks. 2010 habe dieser Wert noch bei 120.000 Arbeitnehmern gelegen. Insgesamt würden sich die Zahlen aber immer noch auf recht niedrigem Niveau bewegen. Zwar sei die Anzahl der streikbedingten Ausfalltage deutlich auf 304.000 angestiegen (Vorjahr: 170.000). Doch: "Dieser Anstieg relativiert sich vor dem Hintergrund der ausgesprochen niedrigen Arbeitskampfzahlen des Jahres 2010. Insgesamt blieb das Arbeitskampfvolumen trotz einer Zunahme der Streiks vergleichsweise niedrig und lag deutlich unter dem der Jahre 2006 bis 2009", sagte WSI-Arbeitskampfexperte Dr. Dribbusch.
Es sei zudem der Trend zu beobachten, dass sich das Arbeitskampfgeschehen hauptsächlich in den Dienstleistungssektor verlagere. Rund 40 % aller Streikenden aus dieser Branche waren 2011 an den Warnstreiks beteiligt. Allerdings hätten in der Metall- und Elektrobranche 2011 auch keine Tarifverhandlungen stattgefunden.



Die Häufigkeit von Tarifkonflikten, die zu den Streiks führten, habe zudem weiter zugenommen. Auffällig sei, dass vor allem kleine und mittlere Betriebe von Streiks betroffen waren - vor allem in Zusammenhang mit Haus- und Firmentarifverträgen. "Diese Auseinandersetzungen sind Ergebnis einer anhaltenden Zersplitterung der Tariflandschaft", erklärte Dribbusch. Streiks entstünden hauptsächlich aufgrund der Weigerung von Unternehmen, Tarifverträge anzuerkennen oder überhaupt abzuschließen.
Die Streikaktivitäten der Berufsgenossenschaften seien aber eher überschaubar geblieben.
Die Prognose für das laufende Jahr 2012 sehe eine weitere Zunahme der Streiks vor - vor allem bedingt durch mehrere große Tarifrunden.

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