Mindestlohn für Praktikanten geht an Bedürfnissen des Arbeitsmarkts vorbei

(c) Absolventa Jobnet & Clevis
(c) Absolventa Jobnet & Clevis

Die Bundesregierung plant einen gesetzlichen Mindestlohn auch für Praktikanten – eine Initiative, die an den Anforderungen des Arbeitsmarkts komplett vorbei geht. Das jedenfalls zeigt der aktuelle „Praktikantenspiegel“ – mit 7.500 Teilnehmern eine der größten Praktikantenstudien in Deutschland. Nach der Umfrage ist die überwiegende Zahl der Praktikanten mit ihrem aktuellen Praktikantengehalt bereits zufrieden. Zudem reguliere sich das Thema vor allem in den Berufsfeldern, die vom Fachkräftemangel betroffen sind, gerade selbst. Hier würden nämlich die höchsten Gehälter gezahlt, um die Führungskräfte von morgen frühzeitig zu binden. Daneben bemängeln die Macher der Studie, ein Mindestlohn gehe auf Kosten der Ausbildung, da viele Unternehmen aufgrund eines Mindestlohns zukünftig gar keine Praktika mehr anbieten würden. Die Ergebnisse der Studie, dessen Initiatoren die Online-Jobbörse Absolventa und das HR-Beratungsunternehmen CLEVIS sind, zeigten, dass in vielen Branchen bereits jetzt ein marktgerechtes Gehalt gezahlt werde. Grundsätzlich würden 94 % aller Praktika in Deutschland vergütet. Das Durchschnittsgehalt eines Praktikanten betrage im Mittel 748,25 Euro, 50 Euro mehr als noch im Vorjahr. Gerade Unternehmen, die vom Fachkräftemangel betroffen sind, steigerten die Bezahlung für Praktikanten kontinuierlich. Die überwiegende Anzahl der Praktikanten sei daher auch weitgehend zufrieden mit ihrem Gehalt. Nur knapp 20 % der Master- sowie 18 % der Bachelor-Studenten sind demnach unzufrieden. Christoph Jost, Geschäftsführer von Absolventa Jobnet, sieht die anstehende Gesetzesinitiative daher „an den Bedürfnissen von Studenten und Arbeitgebern vorbei entwickelt“ und ergänzt: „Wenn man die neuen Vorgaben knallhart umrechnet, kommen wir schnell auf eine Mehrbelastung der deutschen Wirtschaft, die bei über acht Milliarden Euro liegt – jedes Jahr! Ein gesetzlicher Mindestlohn mag für den gewerblichen Arbeitsmarkt eine gute Lösung sein, für Praktika ist er es nicht. Denn er geht klar zulasten einer praxisnahen Ausbildung der Fachkräfte von morgen.“

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