Wider den Burnout im Mittelstand

© PIXELIO/Gerd Altmann
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Besser, höher, weiter – was als die Erfolgsformel schlechthin erscheint, kann sich schnell zum Burnout auswachsen. Doch nicht jeder Ansporn zu Höchstleistungen muss dort enden. Viele mittelständische Unternehmen verstehen es sehr gut, das volle Potenzial ihrer Mitarbeiter zu entfalten, ohne sie später in der Klinik besuchen zu müssen.

So lautet das Ergebnis einer von compamedia in Auftrag gegebenen Studie der Universität St. Gallen im Rahmen der „Top Job“-Zertifizierung. Dabei seien die Risikofaktoren bei den Befragten für den individuellen Burnout nur gering ausgeprägt gewesen. Sie hätten sich weder unter- noch überfordert (87 %) und von ihrer Führungskraft sehr anerkannt gefühlt (66 %). Auch sei ihr Gemeinschaftserlebnis positiv gewesen (97 %) mit übereinstimmenden Wertvorstellungen (97 %) und Gerechtigkeit (75 %).

Das heiße aber nicht, dass sich dies nicht ganz schnell ändern kann. Bei gut der Hälfte der untersuchten Unternehmen hätten die Experten der Gesamtorganisation attestiert, sich in der Beschleunigungsfalle zu befinden. Steigende Leistungsvorgaben, verdichtete Aufgaben, eine Vielzahl von neuen Projekten, verkürzte Innovationszyklen sowie häufig wechselnde Managementlösungen ließen durchaus aus motivierten, leistungsbereiten Mitarbeitern Burnout-Kandidaten werden.

Verhängnisvoll seien eine lang anhaltende berufliche Beanspruchung, mangelnde Wertschätzung und fehlende berufliche Entwicklungsperspektiven. Auch ein unzureichendes Gehalt sowie eine negative Work-Life-Balance könnten zur Abwärtsspirale beitragen. Dabei steige die Gefahr, in die Beschleunigungsfalle zu tappen, je größer das Unternehmen ist. Zudem unterlägen stark zentralisierte Betriebe einem erhöhten Risiko, da den Mitarbeitern wenig Handlungsspielraum verbleibe.

Hier seien die Führungskräfte gefragt. Es gelte zunächst einmal, mit der eigenen psychischen Gesundheit achtsam umzugehen. Wichtig sei außerdem, sich seiner Vorbildfunktion bewusst zu sein. Vorgesetzte sollten auf die Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter achten und Erholungsprozesse unterstützen. Sinnvoll seien auch Frühwarnsysteme für psychische Belastungen, etwa Mitarbeitergespräche. Darüber hinaus helfe es, strategische Ziele zu klären und Prioritäten zu setzen. Mitarbeiter sollten suboptimale Projekte benennen, damit diese eingestellt werden können. Zudem empfehle sich ein Wechsel von Hochenergie- und Erholungsphasen. Ratsam sei ebenfalls, die psychische Gesundheit im Unternehmen messbar zu machen.

„Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen anschaulich, wie schmal der Grat zwischen Hochleistung und Erschöpfung ist. Die Gefahr, Mitarbeiter zu überfrachten und auch sich selbst zu überfordern, ist im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld groß – sie lässt sich aber bannen“, meint Silke Masurat, Geschäftsführerin der compamedia GmbH.

 

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