Fragen an Philipp Byers

„Mehr Freizeit macht nicht automatisch glücklicher“
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Dr. Philipp Byers, Partner und Fachanwalt für Arbeitsrecht, Dentons, München Bild: Byers
Dr. Philipp Byers, Partner und Fachanwalt für Arbeitsrecht, Dentons, München Bild: Byers

Wären Sie nicht Arbeitsrechtler geworden, was dann?

Stammtorwart beim FC Bayern München. Unverständlicherweise hat mich die Scouting-Abteilung der Bayern in den 90er-Jahren aber irgendwie übersehen.

Warum haben Sie sich für Ihren Beruf entschieden?

Ich habe mich schon in Schulzeiten für Politik, Geschichte und Journalismus interessiert. Ich mag das Argumentieren und Recherchieren. Da das Jurastudium diese Punkte vereint, fiel die Entscheidung leicht.

Was hat Sie in Ihren ersten Berufsjahren am meisten geprägt und welcher Rat hat Ihnen am meisten genützt?

Mein Doktorvater Prof. Joussen gab mir für meine Doktorarbeit den Ratschlag, es mit einem Thema zum Beschäftigtendatenschutz zu probieren. Während meiner berufsbegleitenden Promotion 2008/2009 gab es gefühlt jede Woche neue „Datenschutzskandale“ bei bekannten Unternehmen, was den Beschäftigtendatenschutz zu einem echten „Business Case“ machte und ich konnte als junger Anwalt erste Mandate an Land ziehen und regelmäßig publizieren. Jetzt macht das Thema einen erheblichen Teil meiner Arbeit aus.

Arbeitnehmer sind dann gut, wenn …

… sie kritisch, ehrlich und loyal sind. Und im Zeitalter von mobiler Arbeit zeichnet gute Arbeitnehmer natürlich Eigenverantwortung und Selbstdisziplin aus.

Welche Themen stehen in den nächsten Monaten auf Ihrer Agenda?

Nachdem mein Team und ich gerade neu bei der Kanzlei Dentons angefangen haben, steht natürlich das Onboarding ganz oben auf der Agenda. Fachlich wird mich sicherlich die Diskussion um die gesetzliche Neuregelung des Beschäftigtendatenschutzes, die Umsetzung des Hinweisgeberschutzgesetzes und das Thema Arbeitszeit auf Trab halten.

Was bedeutet Arbeit für Sie?

Meistens Spaß und Leidenschaft. An Tagen, an denen es mal nicht so gut läuft, kommt mir das Lebensmotto des „Fußballphilosophen“ Oliver Kahn in den Sinn: „Weiter, immer weiter!“.

Welche Eigenschaft schätzen Sie besonders an anderen Menschen?

Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Begeisterungsfähigkeit. Bei Anwaltskollegen schätze ich besonders, wenn ein Deal per Handschlag abgeschlossen wird und die juristische Abwicklung verlässlich im Nachgang erfolgt.

Wofür hatten Sie schon als Kind eine Begeisterung, die Sie bis heute behalten haben?

Den FC Bayern München und alles, was sonst mit Fußball zu tun hat. Seit dem dramatischen Europacup-Halbfinalrückspiel Real Madrid gegen Bayern München im Jahr 1987 hat mich der Virus FC Bayern erwischt und nie wieder verlassen. Manchmal habe ichden Eindruck, dass meine Begeisterung noch ungeahnte Höhen erreichen wird!

Womit würden Sie sich gerne richtig gut auskennen?

Ich bin handwerklich leider eine absolute Niete und würde gerne mehr können, als Billy-Regale fehlerfrei aufzubauen. Dies wird aber wohl ein unerfüllter Lebenstraum bleiben.

Auf welche Rituale könnten Sie nicht verzichten?

Unter der Woche nach dem Aufstehen sofort eine Tasse Kaffee mit einem Schuss Milch und mindestens 30 Minuten das ARD/ZDF-Morgenmagazin schauen. Am Wochenende steht dann nach dem Aufstehen die ausführliche Lektüre der Welt am Sonntag an.

Was steht schon lange auf Ihrer Bucketlist und warum haben Sie es noch nicht getan?

Ich möchte unbedingteinmal dasOld-Firm-Derby zwischen den Glasgow Rangers und Celtic im Stadion erleben. Aber bekommen Sie dafür mal Tickets. Reisetechnisch würde ich gerne eine Südamerikarundreise machen. Dies lässt sich sicher mit einem Besuch des„Superclásico“ zwischen Boca Juniors und River Plate in Buenos Aires verbinden, sofern meine Frau keine Einwände erhebt. Leider fehlte dafür bisher die Zeit.

Wovon sind viele begeistert oder überzeugt, Sie jedoch nicht?

Ich bin nicht davon überzeugt, dass Arbeitszeitverkürzung und mehr Freizeit die Menschen automatisch glücklicher macht. Arbeit kann definitiv erfüllend sein, wenn sie unter attraktiven Bedingungen geleistet wird. Mir kommt daher die Diskussion viel zu kurz, wie man die Arbeitswelt fit für das Jahr 2030 macht und die Menschen Motivation für die Arbeit finden können. Eine flächendeckende 4-Tage-Woche mit 32 Stunden ist hier mit Sicherheit nicht der richtige Hebel!

Mit wem würden Sie gerne mal ein Bier/ein Glas Wein trinken?

Mit Franz Beckenbauer und mir neben der ganzen Fußballhistorie auch aus fachlichen Compliance-Gesichtspunkten erzählen lassen, wie das damals mit der WM-Vergabe 2006 so ablief.

Welches Buch muss mit in Ihren Urlaub und wo geht es hin?

Mein nächster Urlaub wird ein verlängertes Wochenende am Gardasee sein. Da ich im Urlaubsehr viel lese, sind einige Bücher im Gepäck: höchstwahrscheinlich ein seichter Grisham-Roman, eine politische Biografie und ein Fußballsachbuch.

Worauf freuen Sie sich derzeit am meisten?

Wenn ich montags 8:00 Uhr – trotz anfänglichen Widerwillens – meine Intervalllaufrunde mit meinem Trainer Stefan beendet und mich dabei durchgebissen habe. In diesem Moment fühle ich mich erschöpft und unbesiegbar. Die Erschöpfung bleibt, das Gefühl der Unbesiegbarkeit ist allerdings schnell wieder weg.

Dr. Philipp Byers

Dr. Philipp Byers
Partner, Fachanwalt für Arbeitsrecht, Dentons, München
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Fragen an Philipp Byers
Seite 44 bis 45
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