HR im Wandel: Wie sieht die Zukunft der Personalarbeit aus?

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 Bild: master1305/stock.adobe.com
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Mitte Februar hat AuA in der Podcast-Reihe „Im Kontext“ mit Prof. Dr. Rupert Felder und Heike Riebe über die kommenden Events im HR-Bereich sowie den Wandel in der Personalarbeit gesprochen. Veröffentlicht wurde die Folge am 24. Februar und kann über unseren Podcast-Kanal auf allen gängigen Plattformen gestreamt werden. Hier lesen Sie einen nicht wörtlich aber sinngemäß wiedergegebenen Auszug des Gesprächs.

Prof. Felder ist Mitglied von „Denkbar“ der Zukunft Personal sowie Honorarprofessor an der Hochschule Rhein-Main. Zudem gilt er als Vorreiter der Digitalisierung in der Druckmaschinenbranche.

Heike Riebe ist Program Director der Zukunft Personal Events. Sie ist u.a. zuständig für die Themen und Gestaltung des Vortragsprogramms der Messen Zukunft Personal.

Was sind die Herausforderungen für HR im Jahr 2025?

Felder: Zunächst ist da die Transformation zu nennen, Veränderungen, die die Arbeitswelt treffen sowie der Einfluss künstlicher Intelligenz (KI) und wie sie unsere Arbeit in Zukunft prägen wird. Die Frage wird auch sein, ob KI das Profilbild von HR-Managern nachhaltig verändert. Insbesondere Führung wird darauf reagieren müssen.

Zudem stellen sich in den derzeit wirtschaftlich herausfordernden Zeiten auch immer wieder die Fragen, welchen Stellenwert HR hat und welchen Anteil am Erfolg des Unternehmens man beitragen kann. Hier muss HR den richtigen Wertbeitrag und die richtigen Impulse setzen. Das Personalwesen ist ein bedeutender Faktor im Unternehmen und dem muss man gerecht werden. Die Personalkosten, die Personalwirksamkeit aber auch die Frage der richtigen Profile, der richtigen Skills für die Herausforderungen der Zukunft machen den Kern aber eben auch den Reiz von HR aus.

Die Zukunft Personal befindet sich im Jubiläumsjahr. Wie haben sich die Themen in den vergangenen 25 Jahren verändert?

Riebe: Messen und Events haben sich zunächst einmal verändert, weil auch der Zeitgeist ein ganz anderer geworden ist. Das betrifft sowohl die Themen als auch die Darbietungsform. Einige Themen bleiben natürlich gleich. So wurde bereits vor 25 Jahren vor dem demografischen Wandel gewarnt, der zu einem Arbeitskräftemangel führt und uns jetzt voll trifft. Hinzugekommen ist vor einigen Jahren bspw. das Thema Corporate Health.

Zudem steigt bei Messen und Veranstaltungen der Entertainment-Faktor. Die Menschen kommen nicht mehr alleine, sie bringen ihre Kollegen mit. Auch ist die Zeit der Frontalvorträge vorbei. Inzwischen gibt es viel mehr Interaktivität. Das Thema Netzwerken auf den Veranstaltungen ist enorm wichtig und die Bedeutung des Austauschs ist insgesamt gestiegen.

Wie ist die Lage am Arbeitsmarkt?

Felder: Der Arbeitsmarkt ändert sich rein statistisch. Personalabbaumaßnahmen werden teilweise noch durch den demografischen Wandel aufgefangen. Beliebte Instruments sind dann nämlich die Altersteilzeit und die Frühpensionierung.

Die eigentliche Herausforderung für Unternehmen besteht aber darin, die Belegschaft zu halten und weiterzuentwickeln. So rücken veränderte Kompetenzprofile der Bewerber und Mitarbeiter in den Mittelpunkt. Wir können nicht permanent Recruiting betreiben und Menschen neu anheuern.

Haben wir in Deutschland das Thema KI in den vergangenen Jahren unterschätzt?

Felder: Mit Blick auf die Personalabteilungen muss man die Budgetfrage stellen. Ist genug Geld und die Bereitschaft vorhanden für die Einführung neuer Software? Wir haben gute Softwareanbieter, auch aus Deutschland. Insofern sehe ich nicht, dass wir hier ins Hintertreffen geraten sind. Es ist eher das Problem der Bereitschaft, solche Instrumente im Arbeitsalltag zu nutzen. HR muss in der Lage sein, gegenüber der Geschäftsführung den Mehrwert solcher Systeme aufzuzeigen. HR ist kein Administrator der Vergangenheit und kein reiner Verarbeiter von Daten. Vielmehr muss der angehäufte Datenschatz im Unternehmen genutzt werden, etwa um Simulationen zu betreiben und damit auch einen Mehrwert für die Modellierung von Zukunft für das Unternehmen zu betreiben. Insgesamt braucht es dafür bei allen Beteiligten eine Veränderung im Mindset, auch auf Seiten von HR.

Sollten die Unternehmen für lebenslanges Lernen der Belegschaft verantwortlich sein?

Riebe: Hier muss ein gegenseitiges Geben und Nehmen stattfinden. Der Arbeitgeber hat aber natürlich die entscheidende Rolle und vor allem auch ein großes Interesse an der Motivation des Mitarbeiters zum lebenslangen und berufsbegleitenden Lernen. HR nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein und muss ein sog. Skillprofil der Mitarbeiter anlegen. So könnten sie bspw. schon kurzfristig an anderen Stellen im Unternehmen eingesetzt und weiterentwickelt werden.

Die Belegschaft ist immer mehr dazu bereit, sich weiterzubilden. Hier hat auch ein Sinneswandel stattgefunden, den man nutzen sollte.

Welchen Stellenwert hat die Gesundheit der Beschäftigten und wie können Arbeitgeber hier positiv einwirken?

Riebe: Schon allein um die Fehlzeiten zu minimieren, sollten Unternehmen hier aktiv werden. Die zentrale Frage ist: Woran liegt es, dass Fehlzeiten in einem bestimmten Bereich in die Höhe schnellen? Hier muss kritisch analysiert werden, wie man zunächst als Basis ein gesundes Arbeitsumfeld schafft. Dabei geht es nicht nur um gesunde Verpflegung in der Kantine oder ausreichend Bewegung im Rahmen der körperlichen Gesundheit, sondern vor allem auch um die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter, Leadership und Unternehmenskultur. All das muss im Einklang sein. Dann haben wir mental und körperlich fitte Mitarbeiter, die ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten.

Welche Rolle hat HR in Zukunft, wo steht das Personalwesen?

Felder: HR ist eine spannende Disziplin in einem herausfordernden Umfeld. Man hat es mit Menschen zu tun und muss im Unternehmen gleichzeitig mit den gegebenen Instrumenten einen Mehrwert liefern.

Personaler sind in der betrieblichen Gemeinschaft die treibende Kraft, für Transformation, Kultur und die Frage, wie wir miteinander umgehen.

Redaktion (allg.)

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HR im Wandel: Wie sieht die Zukunft der Personalarbeit aus?
Seite 62
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