Aufgrund der noch immer andauernden Pandemie haben Studierende des Studiengangs Betriebswirtschaft und Unternehmensführung im Rahmen des Kurses „Projektstudie Personalmanagement“ der Hochschule Heilbronn unter der Leitung von Prof. Dr. Susanne Wilpers im Sommersemester 2021 eine Umfrage zum Thema „Covid-19 und Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt von Berufseinsteigern deutscher Universitäten und Hochschulen angewandter Forschung“ durchgeführt.
Datenlage zur Studie
An der Umfrage haben Privatpersonen sowie Unternehmen teilgenommen. Die Daten wurden online über einen Zeitraum von einer Woche erhoben. Während bei der Unternehmensbefragung 18 Personalabteilungen aus verschiedenen Branchen (u. a. aus den Bereichen Dienstleistung, Automobil und IT) teilgenommen haben, wurde die Umfrage von 57 Absolventen durchgeführt, welche in unterschiedlichen Studiengängen (u. a. Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Ingenieurwissenschaften sowie Gesellschafts-und Sozialwissenschaft) ihren Abschluss erreicht haben.
Veränderte Bedingungen beim Berufseinstieg
Aufgrund der Pandemieentwicklung und der damit verbundenen zunehmenden Digitalisierung fürchten sich viele Absolventen vor einem Berufseinstieg und einer damit verbundenen Einarbeitungsphase im Homeoffice. Der fehlende praktische Bezug zum Unternehmen und die fehlenden sozialen Kontakte waren die am häufigsten genannten Gründe, welche diese Befürchtung auslösen. Aus Erfahrungsberichten konnte keine eindeutige Tendenz festgelegt werden, wie die Einarbeitungsphase im Homeoffice tatsächlich empfunden wird. Dies ist zurückzuführen auf die individuelle Gestaltung der Einarbeitungsphase jedes Unternehmens. Vor der Pandemie empfand die relative Mehrheit der Absolventen (45,6 %) ihre Stellensuche als schwierig. Jedoch haben sie trotzdem innerhalb der ersten vier Monate nach Studienabschluss eine Festanstellung gefunden und konnten hierbei sogar zwischen mehreren Jobangeboten auswählen. Die Mehrheit der Jobangebote war dabei auch tatsächlich attraktiv. Viele Absolventen haben sogar einen Umzug für ihren Berufseinstieg in Erwägung gezogen. Letztendlich war für die Mehrheit (71,9 %) die Stelle nicht weiter als 50 km entfernt.
Während der Covid-19-Pandemie betrug bei jedem dritten Absolventen der Zeitraum zwischen Bewerbung und Eintritt in das Unternehmen einen Monat. Vor allem in der Automobilindustrie war dies der Fall. Hingegen der Erwartungen, dass aufgrund der immer stärker zunehmenden Digitalisierung vermehrt Bedarf in der IT-Branche an zu besetzenden Stellen besteht, mussten hier die Absolventen auch mal länger auf ein Jobangebot warten. Nur etwa 12,5 % aller Befragten brauchten länger als sechs Monate, um einen Job zu erhalten.
Unterscheidung nach Studienabschlüssen
Erhebliche Unterschiede sind vor allem im Zusammenhang mit der Art des Studienabschlusses zu erkennen. Während Absolventen, welche einen Abschluss an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften erlangt haben, nur etwa ein bis zwei Monate benötigt haben, um einen passenden Arbeitsplatz zu finden, so hat bei den Universitätsabsolventen nur jeder sechste in diesem Zeitraum einen Job gefunden. 40 % der Berufseinsteiger, welche ihren Abschluss an einer Universität absolviert haben, benötigten sogar sechs Monate oder länger für ihren Einstieg in das Berufsleben. Frau Prof. Dr. Wilpers äußerte sich mit einem Statement, welches es in sich hat: „Hochschule schützt vor Arbeitslosigkeit.“
Entwicklung bei den Absagen
Auch die Anzahl an Absagen auf Bewerbungen veränderte sich. Vor der Covid-19-Pandemie erhielt die Mehrheit der Hochschulabsolventen (94 %) und Universitätsabsolventen (92 %) zwischen null und zehn Absagen. Während der Covid-19-Pandemie hingegen lag die Anzahl der Absagen bei knapp 62 % der Universitätsabsolventen und 60 % der Hochschulabsolventen bei null bis 20 Absagen. Insgesamt gehen 63 % der Befragten davon aus, dass die andauernde Covid-19-Pandemie der Grund für die erhöhte Anzahl der Absagen ist.
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Zufrieden mit den Konditionen
In Bezug auf die Konditionen der verfügbaren Stellen lässt sich festhalten, dass diese sich kaum oder sogar überhaupt nicht verändert haben. 20 % der Absolventen gaben sogar an, dass sich die Konditionen im Gegensatz zu der Situation vor der Pandemie verbessert haben. Insgesamt sind die Berufseinsteiger mit ihren Konditionen im ersten Job zufrieden.
Fazit
Abschließend ist festzuhalten, dass die erschwerte Jobsituation aufgrund der Covid-19-Pandemie negative Auswirkungen auf die mentale Gesundheit der Hochschulabsolventen hat. Vor allem Frauen waren stark von den Auswirkungen betroffen, da sie weniger zuversichtlich waren, während der Covid-19-Pandemie einen Job zu finden, als die männlichen Absolventen. Jedoch hat die negative Stimmung in den meisten Fällen nicht dazu geführt, dass psychologische Hilfe angefordert wurde. Lediglich 13 % aller Absolventen mussten psychische Hilfe in Anspruch nehmen, davon stammten 20 % aus der Automobilbranche.
Mittels der Studie konnte belegt werden, dass die Covid-19-Pandemie Folgen für die Absolventen, welche vor ihrem Berufseinstieg stehen, sowie für den Rekrutierungsprozess in Unternehmen mit sich brachte, diese jedoch nicht so stark vertreten sind, wie vor der Studie vermutet wurde.
Redaktion (allg.)

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