Eine aktuelle Appinio-Umfrage des Jobportals Indeed unter 1.000 Arbeitnehmern hat ergeben, dass in zahlreichen Fällen die offiziellen Homeoffice-Regelungen des Arbeitgebers umgangen und stattdessen inoffizielle Absprachen mit den jeweiligen direkten Vorgesetzten getroffen werden.
Die Ursache dafür liege u. a. in Spannungen am Arbeitsplatz, die entstehen, wenn sich auf der einen Seite Beschäftigte mehr Flexibilität hinsichtlich ihrer Arbeitsbedingungen wünschen und auf der anderen Seite Arbeitgeber vor allem in der näheren Vergangenheit mit sog. „Return to Office“-Bemühungen für Aufsehen sorgen. Diesen Spannungen versuchten insbesondere die Führungskräfte durch inoffizielle Absprachen zum Homeoffice (sog. Hushed Hybrid) zu begegnen.
Der Umfrage zufolgen werden 27 % der Arbeitnehmer von ihrer Führungskraft mehr Homeoffice-Tage zugestanden, als offiziell vom Unternehmen erlaubt. Denn der Großteil der Arbeitgeber hat eindeutige Homeoffice-Regelungen. Über zwei Drittel der Befragten gaben an, dass die Anzahl der Tage, an denen sie von zu Hause arbeiten dürfen, klar festgelegt ist. Jedoch werden diese im Arbeitsalltag nur selten überprüft. Jeder Zweite erlebt bei seinem Arbeitgeber lediglich lockere Kontrollen. Anders sieht das in Unternehmen mit festen Präsenztagen aus. Hier berichten fast drei Viertel (71,2 %) von entsprechenden Überprüfungen. Gleichzeitig gaben 13,8 % an, häufiger die Weisung zu erhalten, im Büro anwesend zu sein, als die offizielle Vereinbarung vorsieht – und obwohl diese Präsenz für ihre Tätigkeit nicht notwendig wäre.
Unabhängig davon, ob Arbeitgeber offizielle Homeoffice-Regelungen aufgestellt haben oder nicht, sind 57,3 % der Befragten mit dem Status quo unzufrieden; davon ist ein Viertel sogar sehr unzufrieden. Die größte Zufriedenheit besteht bei Arbeitnehmern, die ihre Homeoffice- und Präsenztage selbst frei bestimmen können.
Dabei geht es den Beschäftigten i. d. R. nicht um möglichst große Distanz zu ihrem Arbeitgeber. 62,5 % gaben an, zeitweise bewusst häufiger im Büro zu arbeiten als für die Tätigkeit erforderlich. Die Gründe dafür sind insbesondere Beziehungspflege (28,4 %), Zugang zu informellen Informationen (23,3 %) oder Wechsel der Arbeitsumgebung (20 %). Seltener nannten die Befragten hier Sichtbarkeit der eigenen Leistung (17 %) und die Chance auf Beförderung (10,6 %).
“Die Umfrage zeigt klar: Selbst Beschäftigte, die offiziell im Homeoffice arbeiten dürfen, empfinden die bestehenden Regelungen oft als zu starr oder unflexibel. Die Folge ist eine stille Erosion der formellen Regeln durch informelle Absprachen mit Vorgesetzten oder die Terminierung von privaten Verpflichtungen auf Präsenztage“, kommentiert Dr. Stefanie Bickert, Job- und Karriere-Expertin bei Indeed.
Lesen Sie zu diesem Thema folgenden Artikel aus AuA 6/25:
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