Recruiting reloaded

Digital, dynamisch, anders

Das Recruiting hat sich grundlegend gewandelt. Weg von den starren Anzeigen in Lokalblättern, hin zu einer dynamischen Suche im digitalen Raum, die Kreativität und Innovation fordert. Ein Bereich, der traditionell auf gedruckte Anzeigen und Mundpropaganda setzte, ist nun in eine Umgebung eingetreten, in der digitale Strategien nicht nur bevorzugt, sondern essenziell sind, um die besten Talente anzuziehen. Welche Methoden funktionieren heute und was bringt die Zukunft?

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 Bild: mast3r/stock.adobe.com
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Employer Branding – die Stimme nach außen

Eine starke Arbeitgebermarke ist heute mehr als nur ein Vorteil im Kampf um Talente – sie ist eine Notwendigkeit. In einer Arbeitswelt, die von Wahlmöglichkeiten und Wettbewerb geprägt ist, reicht es nicht mehr, einfach nur offene Stellen zu bewerben. Unternehmen müssen sich als attraktive, wünschenswerte Orte präsentieren, an denen Menschen nicht nur arbeiten, sondern auch wachsen und sich einbringen möchten. Employer Branding geht weit über die reine Ausschreibung von Jobs hinaus. Es ist die Kunst, eine Geschichte zu erzählen, die authentisch, ansprechend und einladend ist. Durch den Aufbau einer emotionalen Bindung zwischen Marke und potenziellen Mitarbeitern werden nicht nur aktuelle Ausschreibungen effektiver und kosteneffizienter, sondern es wird auch ein Fundament geschaffen, auf dem sich die besten Talente langfristig mit einem Unternehmen verbinden möchten. In diesem Kontext wird Employer Branding zur strategischen Investition in die Zukunft, denn eine überzeugende Arbeitgebermarke zieht nicht nur Talente an, sondern bindet sie auch.

Online vs. offline

Die Landschaft des Recruitings ist vielfältig und bietet sowohl online als auch offline eine breite Palette an Möglichkeiten. Während Onlinestellenportale mit ihrer Reichweite und Effizienz glänzen, indem sie es ermöglichen, schnell und zielgerichtet Kandidaten anzusprechen, behalten traditionelle Methoden wie Zeitungsanzeigen oder das Networking auf lokalen Veranstaltungen ihren Wert durch die persönliche Note und die gezielte lokale Ansprache. Doch jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile. Onlineplattformen erreichen zwar ein breites, oft auch internationales Publikum, können aber in der Flut von Informationen untergehen. Offlinestrategien hingegen bieten eine direktere, oft persönlichere Ansprache, sind aber in ihrer Reichweite begrenzt und oft kostenintensiver. Die Herausforderung für Unternehmen liegt insbesondere darin, das richtige Gleichgewicht zu finden, um sowohl aktiv suchende als auch passive Talente effektiv anzusprechen und dabei die Sichtbarkeit und Attraktivität ihrer Marke zu maximieren.

Soziale Medien als Booster

Soziale Medien haben sich zudem zu einem unverzichtbaren Werkzeug im modernen Recruiting entwickelt – vor allem, wenn es um die Mitarbeitergewinnung online geht. Sie eröffnen Unternehmen die Möglichkeit, durch gezielte Werbekampagnen und organischen Content direkt mit potenziellen Kandidaten in Kontakt zu treten. Dabei liegt eine ihrer größten Stärken in der Fähigkeit, breite und spezifische Zielgruppen anzusprechen, was besonders bei der Suche nach Talenten für Remote-Positionen von Vorteil ist. Organischer Content, der durch Kreativität und Engagement überzeugt, nutzt Algorithmen, um eine virale Verbreitung zu fördern, während bezahlte Anzeigen für eine schnelle und umfassende Reichweite sorgen, trotz eingeschränkter Zielgruppenauswahl aufgrund von Richtlinien. Kurzvideoformate auf Plattformen wie TikTok, YouTube Shorts und Instagram Reels sind dabei besonders wirkungsvoll, da sie durch die Mechanismen der sozialen Medien eine exponenziell wachsende Sichtbarkeit erzielen können. Diese Entwicklung unterstreicht die Bedeutung sozialer Medien als dynamische Plattformen für das Recruiting, die eine direkte und authentische Kommunikation mit der Zielgruppe ermöglichen und damit die Landschaft der Personalbeschaffung signifikant prägen.

Lokales Recruiting: Zurück zu den Wurzeln

Entgegen der weiten Verbreitung von Social Media und Onlinewerbung können gerade Unternehmen, die in ihrem unmittelbaren Umfeld nach Talenten Ausschau halten, häufig mit lokalem, analogem Recruiting noch bessere Ergebnisse erzielen. Dies setzt eine maßgeschneiderte Herangehensweise voraus, die nicht nur die Charakteristika des lokalen Arbeitsmarktes reflektiert, sondern auch mit den oft begrenzten Budgets harmoniert. Anstelle von breit angelegten Kampagnen liegt der Schlüssel zum Erfolg in der engen Verbindung zur Gemeinde und in der Erzeugung von Präsenz innerhalb eines klar definierten geografischen Bereichs. Lokales Recruiting profitiert von der direkten Interaktion auf regionalen Jobmessen, der aktiven Teilnahme an Gemeindeveranstaltungen und der Partnerschaft mit Bildungseinrichtungen vor Ort. Diese Methoden fördern den direkten Austausch mit potenziellen Bewerbern und den Aufbau persönlicher Beziehungen. Zudem ist der gezielte Einsatz lokaler Medien und Außenwerbung entscheidend, um die Arbeitgebermarke im lokalen Bewusstsein zu verankern. Die Auswahl und Kombination der richtigen Kanäle und Maßnahmen ist dabei zentral, um mit begrenzten Ressourcen maximale Wirkung zu erzielen und die Position als attraktiver Arbeitgeber in der Region zu stärken.

Netzwerke live erleben

Events sind eine perfekte Möglichkeit, Talente zu finden und sie anzusprechen. Event-Recruiting entfaltet sein volles Potenzial durch die unmittelbare, persönliche Interaktion zwischen Unternehmen und potenziellen Kandidaten. Die Teilnahme an Jobmessen, die Ausrichtung von Hackathons oder die Beteiligung etwa an der „Langen Nacht der Ausbildung“ in verschiedenen Städten bieten nicht nur die Gelegenheit, die eigene Unternehmenskultur und Karrieremöglichkeiten aus erster Hand zu präsentieren, sondern ermöglichen auch den Aufbau direkter Beziehungen zu Talenten. Diese Veranstaltungen schaffen eine Plattform für lebendige Begegnungen, die weit über den ersten Eindruck hinausgehen. Sie bieten Raum für tiefgehende Gespräche, persönliches Feedback und die Möglichkeit, die Begeisterung für das eigene Unternehmen unmittelbar zu teilen. Für Unternehmen bedeutet dies, nicht nur als Arbeitgeber sichtbar zu sein, sondern auch aktiv diejenigen zu identifizieren und anzusprechen, die mit ihrer Vision und ihren Werten resonieren. Das Engagement in diesem Rahmen zeigt nicht nur Präsenz, sondern unterstreicht auch die Bereitschaft, in potenzielle Mitarbeiter zu investieren und sie für die eigene Unternehmenskultur zu begeistern.

Außenwerbung: Der stille Riese im Recruiting

Die Rolle der Außenwerbung im Kontext des modernen Recruitings kann kaum überschätzt werden. Sie bietet eine einzigartige Plattform, um die Arbeitgebermarke sichtbar zu machen und gleichzeitig eine breite Zielgruppe anzusprechen – von der lokalen Bevölkerung, über Pendler, bis hin zu Besuchern der Region. Ein Paradebeispiel für die Effektivität klassischer Außenwerbung sind die großformatigen Plakate an Hauptverkehrsstraßen oder belebten Plätzen, die durch ihre schiere Größe und visuelle Präsenz die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Unternehmen nutzen diese Flächen, um markante Botschaften zu platzieren, die nicht nur die Neugier wecken, sondern auch eine emotionale Verbindung zum Betrachter aufbauen können. Ein konkretes Beispiel hierfür ist die Kampagne eines Technologieunternehmens, das mit kreativen Slogans und innovativem Design auf seine Unternehmenskultur und offene Stellen aufmerksam machte und so innerhalb kurzer Zeit einen signifikanten Anstieg an qualifizierten Bewerbungen verzeichnete.

Digitale Außenwerbung bietet zusätzliche Vorteile durch ihre dynamische Natur. Digitale Anzeigetafeln ermöglichen es, Inhalte in Echtzeit zu aktualisieren und an spezifische Ereignisse oder Zeiten anzupassen. So können beispielsweise bestimmte Jobangebote zu den Stoßzeiten des Pendelverkehrs hervorgehoben werden, um die Sichtbarkeit bei der Zielgruppe zu maximieren. Ein Einzelhandelsunternehmen nutzte diese Technologie, um für saisonale Aushilfsjobs zu werben, indem es die Werbung gezielt in den Wochen vor dem Weihnachtsgeschäft schaltete. Der Erfolg lag in der Fähigkeit, schnell auf den erhöhten Bedarf zu reagieren und die Reichweite der Kampagne zu maximieren.

Die Nutzung von QR-Codes auf Plakaten schafft eine Brücke zwischen der physischen und der digitalen Welt. So können Passanten direkt auf die Karriereseite des Unternehmens zugreifen. Dies erleichtert nicht nur die Bewerbung, sondern schafft auch eine direkte Verbindung zwischen potenziellen Kandidaten und dem Unternehmen. Ein Start-up im Bereich nachhaltige Energie integrierte solche QR-Codes etwa in seine Außenwerbekampagne, was zu einer erhöhten Interaktion führte und die Marke als fortschrittlichen und zugänglichen Arbeitgeber positionierte.

Die Integration von Außenwerbung in die Recruiting-Strategie ermöglicht es Unternehmen, ihre Sichtbarkeit und Markenwahrnehmung effektiv und ortsbezogen zu steigern. Durch die kreative Nutzung klassischer und digitaler Medien können sie nicht nur eine breite Zielgruppe erreichen, sondern auch flexibel und zeitnah auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes reagieren.

Kreativ und auffallend

Eine besondere Rolle in der Außenwerbung nimmt auch die Verkehrsmittelwerbung ein, da sie einerseits besonders auffällig ist und andererseits von den Verkehrsteilnehmern als besonders sympathisch bewertet wird. Busse, Straßenbahnen und Züge, die mit ansprechenden Arbeitgebermarken-Kampagnen ausgestattet sind, erreichen täglich Tausende Menschen und sorgen für eine kontinuierliche Sichtbarkeit der Marke. Im Vergleich zur statischen Außenwerbung bewegt sich die Botschaft durch die Stadt und generiert eine höhere Kontaktzahl.

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Einen ähnlichen Effekt wie Verkehrsmittelwerbung erzielt auch normale Fahrzeugwerbung, die ebenfalls für Recruiting-Botschaften genutzt werden kann. Wer einen eigenen Fuhrpark besitzt, kann diesen so einfach und kostengünstig in eine Flotte von Werbeträgern verwandeln. Eine professionelle Folierung mit kreativen Designs und klaren Karrierebotschaften macht jeden Kilometer zur Gelegenheit, die Arbeitgebermarke zu kommunizieren. Diese rollenden Visitenkarten erreichen nicht nur ein breites Publikum im öffentlichen Raum, sondern tragen auch dazu bei, die Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen zu stärken.

Auch Guerilla-Marketing-Aktionen können ein guter Baustein im Recruiting-Mix sein, um die Arbeitgebermarke lokal zu stärken und die passenden Talente anzusprechen. Viele Unternehmen nutzen mittlerweile unkonventionelle Strategien, um sich von der Masse abzuheben und direkt in das Blickfeld potenzieller Bewerber zu rücken. Ein Beispiel hierfür ist die Platzierung speziell gestalteter Anhänger an strategisch wichtigen Punkten in der Stadt, wie belebten Kreuzungen oder in der Nähe von Universitäten. Diese werden oft mit auffälligen Botschaften oder Rätseln versehen, die Neugier wecken und zur Interaktion einladen. Ebenso können Fahrräder, die mit Firmenlogos und Karriere-URLs ausgestattet sind, im Stadtbild eine mobile und umweltfreundliche Werbefläche bieten.

Diese kreativen Ansätze ergänzen die traditionellen Recruiting-Methoden, indem sie die Aufmerksamkeit auf unerwartete Weise erregen und eine direkte, emotionale Verbindung zu potenziellen Kandidaten herstellen. Sie erfordern zwar ein gewisses Maß an Risikobereitschaft und Kreativität, doch die Investition in solch innovative Werbemaßnahmen kann sich durch die Generierung qualitativ hochwertiger Bewerbungen und die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität nachhaltig auszahlen. Indem Unternehmen die gewohnten Pfade verlassen und neue, kreative Wege in der Talentansprache beschreiten, bauen sie nicht nur eine starke Präsenz im öffentlichen Raum auf, sondern demonstrieren auch ihre Innovationskraft und ihre Bereitschaft, in die Zukunft ihrer Teams zu investieren.

Gespannt in die Zukunft sehen

In der sich ständig verändernden Welt des Recruitings zeichnen sich spannende Veränderungen ab, die Unternehmen und Talente gleichermaßen vor neue Herausforderungen und Chancen stellen. Die fortschreitende Digitalisierung und natürlich auch der Einsatz künstlicher Intelligenz revolutionieren nicht nur, wie Kandidaten gesucht und gefunden werden, sondern auch, wie Unternehmen sich als attraktive Arbeitgeber präsentieren. Ein Beispiel hierfür ist die Nutzung KI-basierter Matching-Plattformen, die Fähigkeiten und Erfahrungen von Bewerbern mit den Anforderungen der Stelle abgleichen, um die Passgenauigkeit zu optimieren.

Gleichzeitig eröffnen soziale Netzwerke und digitale Außenwerbeansätze neue Dimensionen für Employer-Branding-Strategien. Unternehmen nutzen Plattformen wie LinkedIn, Instagram oder TikTok nicht nur, um ihre Kultur und Werte zu kommunizieren, sondern auch, um durch interaktiven und authentischen Content eine tiefere Verbindung mit potenziellen Bewerbern aufzubauen. Ein innovatives Beispiel hierfür ist die Durchführung von „Behind-the-Scenes“-Live-Sessions auf Instagram, in denen Mitarbeiter Einblicke in ihren Arbeitsalltag geben, was die Arbeitgebermarke greifbar und lebendig macht.

Die Herausforderung für die Zukunft wird darin bestehen, diese technologischen Fortschritte und digitalen Kanäle so zu nutzen, dass sie nicht nur effizient Talente anziehen, sondern auch ein Umfeld schaffen, in dem sich Mitarbeiter langfristig wohlfühlen und entwickeln können. Dies erfordert eine Balance zwischen dem Einsatz von Technologie und dem Bewahren menschlicher Interaktion und Authentizität im Recruiting-Prozess. Die Kunst wird darin liegen, eine Unternehmenskultur zu vermitteln, die von Wertschätzung, Innovation und einem starken Gemeinschaftsgefühl geprägt ist. So wird das Recruiting der Zukunft zu einem ganzheitlichen Ansatz, der die besten Talente nicht nur identifiziert und gewinnt, sondern sie auch in ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung unterstützt und fördert.

Andreas Widmann

Andreas Widmann
Recruiting- und Digitalexperte, Gründer, Geschäftsführer, RoadAds interactive
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· Artikel im Heft ·

Recruiting reloaded
Seite 42 bis 44
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