1 Echte Umsetzungsexpertise ist gefragt
Gerät ein Unternehmen in Schieflage, bedarf es i. d. R. neuer, intelligenter Innovationsstrategien zur Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit. In solchen Fällen holen sich viele Konzerne zunächst Unternehmensberater ins Haus. Sie analysieren intern die Situation, vergleichen sie über Kennzahlen mit führenden Wettbewerbern und erstellen Konzepte zur Problemlösung. Ein Maßnahmenkatalog für den zukünftigen Erfolg. Wer jedoch für die Umsetzung zuständig ist, bleibt meist ungeklärt.
Etwa 70 % aller Changeprojekte scheitern oder erfüllen nicht die Erwartungen der Auftraggeber, obwohl Verantwortungsträger und Berater in analytisch brillanter Manier den neuen strategischen Kurs aufgezeigt haben. Auch wenn die Marschroute auf Führungs- und Mitarbeiterebene verstanden wurde, braucht es im nächsten Schritt operativ starke Unterstützung in der professionellen Realisierung. Da diese transformationale Umsetzungsexpertise intern sehr selten vorzufinden ist, müssen Unternehmen ihr Netzwerk öffnen und bei Bedarf auf das Know-how von externen Profis zurückgreifen. Hier kommt der Manager auf Zeit ins Spiel.
Interim Manager wollen deshalb nicht mit klassischen Beratern verglichen werden. Ihr Anspruch ist ein größerer, als der Architekt eines Konzepts zu sein. Ihre Motivation liegt in der erfolgreichen Realisierung von Transformationsprojekten. Eine Herausforderung, die sich als externer Manager fokussierter umsetzen lässt. Sie sind objektiver als interne Verantwortliche, die durch bestehende Netzwerke und Strukturen mit Befangenheit gegenüber Veränderungen konfrontiert werden. Zudem bringen externe Topleute frischen Wind und neues Wissen ins Haus. Wissenstransfer aus anderen Branchen durch Interim Manager mit branchenfremder Berufserfahrung wirkt oft als Katalysator.
2 Erfahrungsträger auf Augenhöhe
Mit ihrem neutralen Blick können Interim Manager insbesondere unangenehme Themen meist besser angehen als interne Fachkräfte. Diese kennen zwar das Unternehmen sehr gut, in vielen Fällen kann aber gerade dies zu Problemen führen. Gerade wenn es um Innovationen geht, hat ein externer Manager mit unabhängigem Blick viele Vorteile. Er kann Spezialwissen einbringen, das im Unternehmen nicht vorhanden ist oder nur bedingt zur Verfügung steht. Darüber hinaus kann er unvoreingenommen schwierige Fragestellungen und Themen vorantreiben und umstandslos gegenüber der Geschäftsführung vertreten.
Auch aus Kosten- und Verfügbarkeitsgründen kann sich der Einsatz eines Interim Managers lohnen, vor allem während des andauernden Fachkräftemangels. Sie können sofort an den richtigen Stellschrauben drehen und aktiv die Unternehmensführung oder die Leitung einzelner Geschäftszweige unterstützen und die erforderlichen Maßnahmen zeitnah initiieren und umsetzen. Gerade in Zeiten von Effizienz- und Innovationsdruck sollte der Faktor Zeit nicht unterschätzt werden.
Die gesuchten Fach- und Führungskräfte sollten sich neben schneller Verfügbarkeit vor allem flexibel und anpassungsfähig zeigen. In Zeiten immer kürzerer Innovationszyklen geht es um eine schnelle Auffassungsgabe, denn es müssen zeitnah überzeugende Handlungskonzepte entwickelt und umgesetzt werden. Dafür bedarf es eines Managertyps, der über den Tellerrand hinausblickt, konzeptionell denkt und anpackt. Jemand, der andere Ideen und Services in die Organisation trägt, die Belegschaft hinter sich bringt und neue Prozesse implementiert.
Das gelingt den Externen deshalb, weil sie Erfahrungsträger auf Augenhöhe mit Entscheidern sind. Auch sie haben ähnliche Situationen als Geschäftsführer oder Führungskraft erlebt. Ihnen gelingt es, gemeinschaftlich durch die praktische Umsetzung in gewählten Teilprozessen der Organisation schnell Erfolge zu realisieren. Einzelne Arbeitsschritte werden messbar, schneller und einfacher. Dabei ist es von grundlegender Bedeutung, schnellstmöglich die richtigen Mitarbeiter einzubinden. Die soziale Komponente ist daher nicht minder wichtig. Im Idealfall hat der Manager die Mannschaft nach nur wenigen Tagen hinter sich und ist bereit, in schwierigen Phasen auch unpopuläre Entscheidungen zu fällen. Bringt er einen Großteil der Fähigkeiten und Kompetenzbereiche mit ein, kann vor allem der für viele Organisationen (noch) anstehende digitale Transformationsprozess gelingen.
3 Schnelle, nachhaltige und nachweisbare Erfolge
Interim Management ist aus dem Bereich Engineering entstanden. Der Maschinen- und Anlagenbau, die Automobilindustrie und die Informationstechnik waren die ersten Branchen, die Interim Management großes Wachstum bescherten. Im Zuge der Digitalisierung sind Interim Manager heute nahezu in jeder Industrie anzutreffen. Egal, ob auf Vorstandsebene als CEO, CFO, CIO, CMO oder CHRO oder auf der zweiten und dritten Führungsebene. Jeder Manager hat seine ganz eigene Spezialisierung. Doch fachliche Expertise allein genügt nicht: Als empathische Leader müssen Interim Manager alle Beteiligten auf den unterschiedlichen Hierarchieebenen für die erforderlichen Transformationsschritte begeistern können.
Aber auch Arbeitgeber müssen ihren Beitrag für eine erfolgreiche Zusammenarbeit leisten und den externen Experten insbesondere ein flexibles Umfeld bieten. Oftmals bedeutet dies, interne Regeln und Prozesse in historisch gewachsenen Strukturen und Arbeitsverhältnissen einmalig oder dauerhaft zu verändern. Es gehört zum Kern des Berufsverständnisses eines Interim Managers, auch kurzfristig auf Zuruf an fast jedem denkbaren Einsatzort zu arbeiten. Sie wollen den Unternehmen schließlich ihre volle Kompetenz zur Verfügung stellen, rasch und effektiv Probleme lösen. Autonomie, spezialisiertes Know-how, Flexibilität und schnelle, aber nachhaltige und nachweisbare Erfolge zählen zu den Hauptmotivatoren der Interim Manager.
Zudem springen zunehmend auch jüngere Spezialisten auf diesen Zug auf. Gute Bezahlung und ein angesehener Status reichen ihnen aber bei Weitem nicht mehr aus. Vielmehr suchen sie nach einer sinnvollen Arbeit. Sie wollen nachhaltig gute Ergebnisse erzielen, gemeinsam mit ihrem Team etwas bewegen und einen Unterschied in der Zusammenarbeit entstehen lassen, der auch einen Unterschied für das Unternehmen macht.
4 Onlineplattform oder professioneller Lösungsanbieter?
Begibt sich ein Unternehmen auf die Suche nach einem externen Profi, ist Passgenauigkeit das A und O. Zunächst ist es daher entscheidend, die unternehmerische Herausforderung klar und deutlich zu benennen. Soll jemand möglichst schnell im Sinne einer Vakanzüberbrückung gefunden werden, sind in den meisten Fällen die fachlichen Voraussetzungen relativ zeitnah geklärt. Die Persönlichkeit des Managers ist dabei nicht unwichtig, steht jedoch weniger im Vordergrund. Es ist eine fachliche Lücke auf unterer Managementebene zu schließen, die operativ über einen bestimmten Zeitraum gemanagt werden muss. Solche Situationen lassen sich heute in kürzester Zeit und sehr transparent über Onlineplattformen lösen. Das suchende Unternehmen hinterlegt seine fachlichen Attribute bei dem Plattformanbieter, der über einen intelligenten Algorithmus in einer Datei hinterlegter Manager nach diesen Kriterien potenzielle Kandidaten herausfiltert. Im Anschluss werden dem Unternehmen eine Reihe an Kandidaten präsentiert, die für einen Skype-Call oder ein persönliches Interview infrage kommen.
Handelt es sich jedoch um eine vakante Führungsposition, die etwa auf C-Level-Ebene eine Transformationsaufgabe bewältigen soll, ist neben der Fachlichkeit auch die Persönlichkeit des Managers von enormer Bedeutung. In solchen Fällen können professionelle Lösungsanbieter, die auf Interim Management spezialisiert sind, die erforderlichen Anforderungen gemeinsam mit ihren Auftraggebern herausarbeiten. In der Regel weiß die Beraterseite nach den ersten Gesprächen sehr genau, welche Kandidaten aus fachlicher Perspektive für die Position infrage kommen. Im nächsten Schritt gilt es gemeinsam zu überlegen, wer die Anforderungen auch aus unternehmenskultureller Sicht bestmöglich erfüllt. Erst im Anschluss kann zielgenau die passende Lösung durch einen Idealkandidaten oder manchmal auch durch mehrere Experten zeitnah umgesetzt werden.
5 Den passenden Manager auf dem Markt finden
Während sich manche Dienstleister nur als Makler für die Vermittlung von Profilen begreifen, stellen sich andere industriebezogen und funktional fachspezifisch für ihre Kunden auf, was grundsätzlich notwendig ist, um Effektivität und Effizienz zu gewährleisten. Einer professionellen Auswahl von Kandidaten liegen i. d. R. intensive, projektspezifische Gespräche zugrunde. Seriöse Beratungshäuser empfehlen ihren Kunden nicht mehr als zwei Kandidaten. Von diesen sind sie aber überzeugt und wissen, dass sie die Herausforderungen zu 100 % lösen werden. Sie nehmen sich Zeit, die Situation des Kunden ganzheitlich zu verstehen. In einer Situationsbeschreibung werden die wesentlichen Merkmale herausgearbeitet und mit einem Managerprofil hinsichtlich der Fachlichkeit und Persönlichkeit dem Kunden zurückgespiegelt.
Die entsprechenden Interim Manager identifiziert man aufgrund dieser Beschreibungen und sie kommen dann für ein persönliches Kennenlernen beim Kunden vor Ort infrage. Möchte das Unternehmen die empfohlenen Manager persönlich kennenlernen, findet dieses Gespräch gemeinsam mit der verantwortlichen Person des Beratungshauses statt. In diesem Gespräch wird deutlich, ob zwischen den Parteien das Vertrauen besteht, welches für die Aufgabe dringend benötigt wird. Meist befragt im Anschluss das Unternehmen nochmals den Berater nach seiner Wahrnehmung. Häufig deckt sich der Eindruck bzw. werden aus dem Gespräch weitere notwendige Attribute herausgearbeitet, die gerade für diese spezifische Herausforderung notwendig sind und für die Wahl des Interim Managers den Ausschlag geben.
6 Onboarding von Interim Managern
Ist die Wahl auf eine Person gefallen, geht es um eine möglichst schnelle und effektive Übernahme der Aufgabe im Unternehmen. Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang eine professionelle Kommunikation zwischen der Geschäftsleitung und dem Interim Manager. Folgende zentrale Fragen stellen sich dabei:
- Was ist die Kernaufgabe?
- Welcher Zeitraum ist angedacht?
- Wie ist der Experte in die Organisation eingebunden?
- Wer sind die unmittelbaren Ansprechpartner?
In den ersten Wochen steht der Interim Manager darüber hinaus in sehr engem Austausch mit dem Beratungshaus, welches ihm zur Stelle im Unternehmen verholfen hat. Eine Verbindungsperson agiert für ihn als Sparringspartner und übernimmt im Wesentlichen alle administrativen Tätigkeiten, damit er möglichst schnell und effektiv die Aufgabe beim Kunden angehen kann. Erfahrungsgemäß sind die ersten sechs bis acht Wochen entscheidend für die Entwicklung des Projekts.
Für einen Interim Manager, der als Einzelkämpfer in das Unternehmen eintritt, ist die Außenperspektive einer weiteren Person außerordentlich hilfreich. Denn fremde Manager im Unternehmen werden nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen. Sie müssen mit Fach- und Sozialkompetenz die Mitarbeiter vom neuen Weg überzeugen. Hier glänzen jene, die mit großer Wertschätzung den bestehenden Status quo würdigen und den neuen Kollegen im Unternehmen helfen, das nächste Level in der Performance zu erreichen. Zudem sind regelmäßige Feedbackrunden zwischen Berater, Interim Manager und Unternehmen während der gesamten Projektlaufzeit ausschlaggebend für eine gewinnbringende Zusammenarbeit. In diesen Gesprächen lernt jeder einzelne die Qualitäten der Zusammenarbeit zu schätzen, was wiederum positiv auf den Verlauf der Projektphase einzahlt.
7 Fazit
Interim Management ist eine Profession für Experten, die sich in aller Regelmäßigkeit befristet neuen Herausforderungen stellen. Bereits in früheren Jahren haben solche Manager in schwierigen Situationen bewiesen, dass sie eine Hands-on-Mentalität besitzen und auch ohne ein Team in der Lage sind, tiefgreifende Probleme zu lösen und dafür die volle Verantwortung zu übernehmen. Die Sinnhaftigkeit im beruflichen Alltag steht dabei zu jeder Zeit im Vordergrund. Deshalb ist es für die meisten Interim Manager keine Option, wieder als fester Mitarbeiter in eine Organisation einzutreten und sich starren Strukturen, die oftmals als Innovationsbremse fungieren, unterzuordnen. Sie wählen aus, welches Projekt für sie am besten passt. Nach erfolgreichem Abschluss und kurzer Erholungsphase kann sich der Experte mit neuem Elan der nächsten herausfordernden Aufgabe widmen.
Harald Smolak
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