Ja, wir wissen, wir leben in einer alternden Gesellschaft. Doch wer beschäftigt sich schon gerne mit den Tücken des Alterns? Das scheint nicht nur im Privatleben zu gelten, sondern sich in den Unternehmen fortzusetzen. Denn die meisten stecken angesichts des demografischen Wandels nämlich noch immer den Kopf in den Sand.
Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Demografischer Wandel – Status Quo und Herausforderungen für Unternehmen in Deutschland“ der Unternehmensberatung Towers Watson. Befragt wurden HR- und Demografieverantwortliche aus 35 Unternehmen aller Branchen ab 20.000 Mitarbeitern. Danach hätten 97 % von ihnen die Bewältigung des demografischen Wandels als eine wesentliche Voraussetzung für ihren künftigen Unternehmenserfolg identifiziert. Trotzdem hätten gerade einmal 9 % der Befragten bereits konkrete Maßnahmen entwickelt und nur 21 % von ihnen diese auch umgesetzt. Bei 35 % hätten der langjährige Planungshorizont und fehlende Ressourcen bislang verhindert, dass sie die Informations- und Analysephase verlassen und endlich tätig werden. Dabei mangele es nicht an Handlungsbedarf. Auf der Anpassungsagenda stünden: Talent-Management (63 %), Recruiting (60 %) und Personalentwicklung (60 %) sowie mittelfristig betriebliche Altersversorgung, Sozialleistungen und Vergütungsmanagement (rund 50 %). Dabei handele es sich bei den meisten Unternehmen aber nicht um Chefaufgaben. Bei gerade einmal 41 % der Unternehmen sei die Geschäftsleitung dafür zuständig, sich mit den Folgen des demografischen Wandels auseinanderzusetzen. „Bislang ist das Thema Demografie in den meisten Unternehmensleitungen noch nicht ausreichend angekommen“, lautet das Fazit von Dr. Thomas Jasper, Autor der Studie. „Es ist aber davon auszugehen, dass Aktionäre und Aufsichtsgremien das zielgerichtete Demografiemanagement künftig viel stärker thematisieren werden.“
Trotzdem überwiegt bislang der Optimismus. So gingen die Unternehmen davon aus, mit geeigneten HR-Maßnahmen die Folgen des demografischen Wandels ganz (61 %) bzw. teilweise (39 %) kompensieren zu können. Notwendig sei jedoch eine neue HR-Strategie, hätten sich sämtliche Befragten überzeugt gezeigt. Darüber hinaus hielten 71 % auch Kurskorrekturen in der Unternehmensstrategie für erforderlich. Dementsprechend liege in 97 % der Unternehmen die Verantwortung für das Thema bei der Personalabteilung. Am vordringlichsten sei es momentan, Talente und Nachwuchs zu rekrutieren. Mehr als drei Viertel der Befragten kämpften mit überalterten Belegschaften. „Dabei ist der Handlungsbedarf sehr unternehmensindividuell geprägt, variieren doch die Ansprüche an z. B. Karrierewege und Altersvorsorgeprogramme je nach Berufsgruppe und hier vor allem zwischen produzierendem und nicht produzierendem Gewerbe“ erläutert Jürgen Helfen, Co-Autor der Studie. Derzeit hielten sich die Rekrutierungsprobleme zwar noch in Grenzen. Dennoch mahnt Helfen: „Viele HR-Maßnahmen wirken erst mittelfristig. Sie sollten daher jetzt initiiert werden, um den demografischen Herausforderungen noch rechtzeitig begegnen zu können.“
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