Zwischen Arbeit und Familie

© RainerSturm/pixelio.de
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Der Mann als Ernährer: Noch immer verbringen die Herren der Schöpfung im Schnitt 8 Stunden mehr in der Woche bei der Arbeit als Frauen.

Zu dem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ). So sind die Männer mit durchschnittlich 40,3 Stunden die Woche dabei, Frauen dagegen nur mit 32,3 Stunden.

Das beschert Deutschland einen der Spitzenplätze in Europa, was die Kluft zwischen Mann und Frau bei der Arbeitszeit angeht. Nur in den Niederlanden, Großbritannien und Irland ist die Lücke noch ausgeprägter.

„Zwar sind immer mehr Frauen erwerbstätig, aber zu immer kürzeren Arbeitszeiten“, stellt die IAQ-Forscherin Dr. Angelika Kümmerling fest. „Teilzeitarbeit hat vielen Frauen die Berufstätigkeit erst ermöglicht, wird aber dann zur Falle: Sie kappt Karrieremöglichkeiten ebenso wie Verdienstchancen im Lebensverlauf – bis hin zum Risiko der Altersarmut!“

Darüber hinaus lässt die Studie vermuten, dass Teilzeitarbeit für viele Frauen keine zeitlich begrenzte Übergangszeit ist, sondern langfristige Auswirkungen hat. „Ist die Arbeitszeit einmal reduziert, bleibt sie es sehr wahrscheinlich auch“, prognostiziert Kümmerling.

Sie warnt daher, dass viele Fördermaßnahmen, um Frauen in Lohn und Brot zu bringen, zu kurz gedacht sind. Arbeit allein reicht nicht – auch der Umfang ist wichtig. „Erweiterte Minijobs und das geplante Betreuungsgeld wirken genau entgegengesetzt“, kritisiert Kümmerling. Was es stattdessen braucht, sind ganztägige Kita-Plätze. Doch die sind noch immer Mangelware.

Dabei kämen die vor allem den Frauen zugute. Denn nach wie vor ist Familienarbeit Frauensache. Das gilt insbesondere für Kinder. Gerade sie haben einen nachhaltigen und negativen Einfluss auf die Arbeitszeiten von Frauen. So arbeiten in Deutschland Mütter mit kleinen Kindern rund 12 Stunden weniger als Väter mit entsprechendem Nachwuchs. Innerhalb der EU beträgt die Differenz „nur“ 7,1 Stunden.

Doch das ist kein Wunder, verbringen Mütter in Deutschland doch 37,5 Stunden in der Woche mit Hausarbeit und Kinderbetreuung. Die Männer dagegen lediglich 15,2 Stunden. Addiert man die Arbeitszeit hinzu, kommen Mütter mit kleinen Kindern auf 66,6 Stunden. Männer legen bereits nach 56,5 Stunden die Füße hoch. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die Work-Life-Balance der deutschen Frauen europaweit am niedrigsten ausgeprägt ist, so das Fazit von Kümmerling.
 

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