Wie motiviert man Mitarbeiter in Krisenzeiten nachhaltig?

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Bild: Tierney/stock.adobe.com
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Angestellte sind wahre Superhelden: Auch wenn es schwierig wird, geben sie volle Leistung für „ihr“ Unternehmen. Doch was können Führungskräfte tun, um die Motivation ihrer Beschäftigten in einer kritischen Situation, wie der derzeitigen Pandemie, zu erhalten? Maximilian Thost, Country Manager DACH bei Quinyx, einem schwedischen SaaS-Anbieter für cloudbasiertes Workforce Management, steht uns hierzu Rede und Antwort.

Wie können Arbeitgeber die Motivation in der Belegschaft hoch halten?

Während der Pandemie haben sicher zahlreiche Unternehmen realisiert, dass gute Mitarbeiter ein zentraler Erfolgsfaktor sind. Gerade in den sog. „systemkritischen“ Berufen, aber auch in anderen Branchen, in denen die Angestellten, trotz der Pandemie, im Schichtsystem Höchstleistungen brachten. Doch das kommt nicht immer bei den Mitarbeitern an: Oftmals erfahren die Angestellten nicht die Wertschätzung, die ihnen gebührt. Dabei haben Untersuchungen gezeigt, dass sich eine systematische Messung der Zufriedenheit der Angestellten, das Verständnis für Optimierungspotenziale in diesem Bereich und deren Umsetzung sehr positiv auf die Motivation der Beschäftigten – und somit auch auf den Unternehmenserfolg – auswirken. Hier können Arbeitgeber schon mit geringem Aufwand viel verbessern, um gerade in diesen turbulenten Zeiten positive Signale und Wertschätzung an die Belegschaft zu senden.

Welches sind die wichtigsten Stellschrauben­, um die Motivation zu erhöhen – abseits einer Gehalts­erhöhung, die sich derzeit wohl kaum ein Unternehmen erlauben kann?

In unserer Arbeit, aber auch durch Studien zeigt sich, dass vor allem folgende Faktoren wichtig sind:

  1. Die Möglichkeit zum flexiblen Arbeiten,
  2. das gezielte Stärken von Gesundheit und Lebensgefühl,
  3. das Stiften von Sinn und
  4. das Schaffen einer positiven Arbeitskultur ebenso wie
  5. Belohnung,
  6. Aufmerksamkeit und
  7. eine offene, positive Kommunikationskultur.

Das alles sind Faktoren, die die Zufriedenheit der Angestellten maßgeblich beeinflussen, aber nur wenig Geld kosten, obwohl sie in den meisten Branchen recht problemlos umgesetzt werden können.

Flexibilität beim Arbeiten – das hört man in aktuellen Diskussionen zur Arbeitsplatzgestaltung­ immer wieder. Was bedeutet das genau – und ist das wirklich so wichtig?

Ja, dieser Faktor hat in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen – und wird erfreulicherweise auch von immer mehr Unternehmen umgesetzt. Zum Hintergrund: Gerade Millennials und Vertreter der Generation Z legen Wert auf Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung, weshalb dieser Punkt stärker in den Fokus gerückt ist. Dabei hat sich weiterhin gezeigt: Auch ältere Arbeitnehmer begrüßen eine höhere Flexibilität, sie haben diese bisher nur weniger stark eingefordert. Arbeitgeber, die diesen Punkt bislang nicht auf der Agenda hatten, sollten hier nachbessern. Im Ergebnis erhöht sich die Lebensqualität für die Angestellten ebenso wie die Motivation – und das kommt auch dem Unternehmen wieder zugute. Also eine Win-win-Situation für alle Beteiligten!

Welche Rolle spielen eine positive Arbeitsatmosphäre­, also eine gute Kommunikationskultur­, Sinnstiftung und Belohnungen oder Aufmerksamkeit der Führungskräfte für die Beschäftigten?

Auch diese Faktoren werden immer wichtiger. Das liegt daran, dass die Identifikation mit dem Arbeitsplatz und der Tätigkeit gerade für jüngere Beschäftigte eine immer größere Rolle spielt. Gerade sie wollen nicht einfach nur eine Karriere­leiter hinaufklettern, sondern sich auch wohlfühlen, wertgeschätzt fühlen und einen Sinn in ihrer Arbeit sehen. Führungskräfte sollten darauf­ gezielt eingehen: Sie sollten eine Vorbildfunktion­ einnehmen und die Werte des Unternehmens kommunizieren. Gleichzeitig sollten sie ein offenes Ohr für ihre Beschäftigten haben und ihre Probleme ernst nehmen. Auch Anerkennung und Belohnungen sind wichtig. Gerade dieser Aspekt kommt im stressigen Arbeitsalltag schnell zu kurz. So wird im Durchschnitt Angestellten nur dreimal pro Jahr für ihre gute Arbeit gedankt. Das ist viel zu wenig! Gerade in Krisenzeiten kann ein Lob – sofern richtig ausgesprochen – sogar eine Möglichkeit sein, um temporär nicht vorgenommene Gehaltserhöhungen auszugleichen.

Das klingt nach vielen Stellschrauben, die Führungskräfte justieren sollten. Ist das in der aktuellen Situation, wo viele Führungskräfte ganz besonders­ auch an anderen Stellen gefordert­ sind, überhaupt realistisch?

Eigentlich ist das gar nicht so viel! Denn alle der eben genannten Faktoren haben einen gemeinsamen Nenner: eine gute Kommunikation. Hier liegt eine wichtige Baustelle in den meisten Unternehmen, die leider nach wie vor noch viel zu stark ignoriert wird. Aber eine funktionierende Kommunikation ist gerade in Krisenzeiten besonders wichtig, um die Ängste und Sorgen der Angestellten zu mildern und eine positive Energie zu erhalten bzw. aufzubauen. Eine gute Kommunikation kann viele Probleme bereits im Keim ersticken: Krisenherde werden schlichtweg früher erkannt und beseitigt. So werden auch das Zugehörigkeitsgefühl und Commitment zum Unternehmen erhalten, das die Mitarbeiter auch durch die schwierige Zeit trägt. Hier können Führungskräfte bereits mit geringem Aufwand viel erreichen: Durch den Einsatz von Software-Tools kann auch mit begrenzten Ressourcen eine bessere Kommunikation und höhere Flexibilität geboten werden – und die Ergebnisse werden sogar messbar.

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Redaktion (allg.)

· Artikel im Heft ·

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Seite 734 bis 735
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