Gesunde Mitarbeiterverpflegung
Als Klassiker der Betriebsverpflegung gilt die Kantine. Doch sie ist nicht für jedes Unternehmen die beste Wahl und stellt gerade kleinere Betriebe vor finanzielle und personalbezogene Herausforderungen. Zudem entspricht dieses klassische Konzept der Betriebsgastronomie den Bedingungen der heutigen Arbeitswelt nur noch in Teilen. Um Mitarbeiter zu jeder Tages- und Nachtzeit mit gesunden Versorgungsmöglichkeiten zu erreichen, sind flexible Lösungen gefragt, die diese Herausforderungen überwinden.
Gesunde Ernährung gewinnt in der Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. Dies unterstreicht auch die neue Ernährungsstrategie der Bundesregierung vom Januar 2024. Diese solle dazu beitragen, dass „jeder eine echte Wahl für gutes Essen bekommt“, so Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Der Zugriff auf gesundes und nachhaltiges Essen dürfe nicht vom Geldbeutel abhängen. Um dies zu gewährleisten, sieht die Strategie Maßnahmen wie die Förderung eines reichhaltigeren Angebots an gesunden und nachhaltigen Produkten vor, eine entsprechende Anpassung des Angebots in der Außer-Haus-Verpflegung sowie die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung. Dabei definiert die Strategie gesunde Ernährung als Dreh- und Angelpunkt für Gesundheit und Wohlbefinden.
Zeitmangel erschwert gesunde Ernährung
Wer sich vollwertig, frisch und ausgewogen ernährt, profitiert gesundheitlich, wie Studien immer wieder belegen. Dies scheint auch im Bewusstsein der meisten Menschen anzukommen: Laut einer Erhebung der Techniker Krankenkasse (TK) sagen neun von zehn Deutschen, gesundes Essen sei ihnen wichtig. Dennoch tun sich viele schwer, dies im Alltag umzusetzen. Der am häufigsten genannte Hinderungsgrund ist Zeitmangel: 43 % der TK-Befragten geben an, ihnen fehlen Zeit und Ruhe, um sich gesünder zu ernähren.
Das gilt insbesondere mit Blick auf den Arbeitsplatz, an dem viele Berufstätige mehr als die Hälfte ihrer produktiven Tageszeit verbringen. Laut TK geben 40 % der Beschäftigten in Deutschland an, häufig zu wenig Zeit zu haben, ihr Pensum während der Arbeitszeit zu erledigen. Dieser Stress führt dazu, dass auch die Essenspausen zu kurz kommen. Eine Studie des Münchner Food-Tech-Unternehmens Foodji bestätigt, dass sich 56 % der befragten Arbeitnehmer maximal eine halbe Stunde Zeit für die Mittagspause nehmen. Wer seine Mahlzeit in diesem knappen Zeitfenster noch besorgen muss, greift schnell zu Snacks, ungesunden Fertiggerichten oder Fast Food. Vor diesem Hintergrund erscheint es wenig verwunderlich, dass fast jeder dritte Umfrageteilnehmer der TK-Studie aussagt, gesunde Ernährung lasse sich nur schwer mit seinem Beruf vereinbaren. Umso wichtiger sind daher Verpflegungsmöglichkeiten, mit denen sich Beschäftigte auch am Arbeitsplatz schnell und gesund versorgen können.
Betriebsverpflegung im Umbruch: Flexiblere Konzepte gesucht
Der Klassiker der Betriebsverpflegung in Deutschland ist die Kantine. Doch nur schätzungsweise 8.500 Kantinen mit Küche werden hierzulande betrieben. Das ist vor allem bei größeren Unternehmen der Fall, was mitunter an den dafür nötigen Ressourcen liegt. Denn neben ausreichendem Platz erfordert der Kantinenbetrieb finanzielle Aufwendungen für Bau und Einrichtung und verursacht laufende Kosten für Strom, Wasser und Reinigung. Hinzu kommen Kosten für das Personal, das angesichts des Fachkräftemangels zudem immer schwieriger zu finden ist. 17.000 Stellen in den Hotel- und Gaststättenberufen blieben nach einer Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Jahresdurchschnitt 2022/23 unbesetzt. Im Rahmen hybrider Arbeitsmodelle sind außerdem viele Mitarbeiter regelmäßig aus dem Homeoffice tätig, was für Betriebsrestaurants tendenziell mit einem geringeren Gästeaufkommen einhergeht und es dadurch schwieriger macht, rentabel zu wirtschaften.
Angesichts dieser Entwicklungen wird deutlich, dass die Betriebsgastronomie in Deutschland vor vielfältigen Herausforderungen steht, die nach flexibleren Konzepten verlangen, um auch perspektivisch eine gesunde Mitarbeiterverpflegung zu ermöglichen. Eine grundlegende Frage stellt sich darüber hinaus für die kleinen und mittleren Firmen, für die sich der Betrieb einer eigenen Kantine oft schlicht nicht lohnt. Wie lösen sie die Versorgungsfrage? Setzt man die Gesamtzahl der knapp 3,2 Mio. KMU in Deutschland in Relation zur geschätzten Zahl der Betriebsrestaurants hierzulande, lässt sich folgern, dass rund 90 % dieser Unternehmen keine interne Verpflegungsmöglichkeit anbieten. Hier klafft eine Versorgungslücke, die einer gesunden Ernährung am Arbeitsplatz im Wege steht.
Herausforderung: Mitarbeiterverpflegung in Randzeiten
Hinzu kommt, dass eine Kantine in vielen Fällen nicht die gesamte Belegschaft erreicht. Das liegt bspw. an räumlichen Distanzen, wenn sich die Kantine auf einem weitläufigen Werksgelände nur durch lange Fußwege erreichen lässt. Gerade bei kurzen Pausenzeiten, wie sie die genannte Foodji-Studie nachweist, lohnt sich der Besuch unter Umständen nicht. Auch Mitarbeiter an Nebenstandorten haben das Nachsehen, wenn eine Kantine nur am Hauptsitz vorhanden ist. Darüber hinaus trifft es jene 17 Mio. Beschäftigten in Deutschland, die im Schichtbetrieb tätig sind. Mit 14,7 % aller Arbeitnehmer ist dies ein nicht unerheblicher Anteil, der während seiner Arbeitszeit mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine geschlossene Kantine trifft, sofern das Unternehmen überhaupt eine betreibt.
3,5 Mio. der im Schichtdienst Tätigen arbeiten zudem regelmäßig nachts. Gerade für sie ist eine gesunde Ernährung wichtig, um mit den damit verbundenen körperlichen Belastungen gut umgehen zu können. Denn das Arbeiten gegen die innere Uhr belastet den Organismus, was mitunter zu Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Problemen und Magen-Darm-Erkrankungen führen kann. Ein gesundes Essensangebot am Arbeitsplatz ist insbesondere für Nachtarbeiter wichtig, um dem entgegenzuwirken. Indem Arbeitgeber dies ermöglichen, tragen sie dazu bei, die negativen Folgen des Schichtbetriebs auf ihre Beschäftigten zu reduzieren. Vor diesem Hintergrund tun Unternehmen gut daran, nach Möglichkeiten zu suchen, ihr bestehendes Versorgungsangebot mit Optionen in den Randzeiten zu erweitern – oder überhaupt erst ein solches anzubieten.
Flexible Alternativen zur Kantine gesucht
Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon sind Lieferservices, die nach Vorbestellung eine wechselnde Speisenauswahl an den Arbeitsort bringen. Auch Foodtrucks sind eine Option, um frische Speisen auf dem Werksgelände anzubieten. Doch obwohl diese Lösungen flexibler als die klassische Kantine sind, bleibt das Problem der zeitlich begrenzten Verfügbarkeit. Zudem lohnen sie sich erst ab einer bestimmten Anzahl an Mitarbeitern. Restaurantbesuche sind auf Dauer teuer und wie der Gang zum Supermarkt an begrenzte Öffnungszeiten gebunden. Liegt der betreffende Unternehmensstandort in einem Gewerbe- oder Industriegebiet, sind diese Optionen dort unter Umständen gar nicht verfügbar. Der Zeitaufwand allein für die Beschaffung des Essens ist so hoch, dass für die Nahrungsaufnahme selbst nur wenig Zeit bleibt oder es am Ende nebenbei beim Arbeiten verzehrt wird.
Eine Möglichkeit, rund um die Uhr gesunde Verpflegung direkt am Arbeitsplatz anzubieten, stellen intelligente Essensautomaten dar. Dank eines innovativen Befüllungsmanagements sind diese mittlerweile in der Lage, auch gesunde und vollwertige Mahlzeiten anzubieten. KI-gestützte Software ermöglicht eine bedarfsgerechte Mengenplanung, während Machine Learning es erlaubt, das Sortiment auch inhaltlich an die Speisennachfrage am jeweiligen Standort anzupassen. So werden Angebot und Nachfrage aufeinander abgestimmt, was die Wahrscheinlichkeit von Überbestückung senkt. Dadurch beugen intelligente Essensautomaten Lebensmittelverschwendung vor. Zudem ermöglichen sie, frische Mahlzeiten mit einer Resthaltbarkeit von wenigen Tagen anzubieten, die qualitativ mit dem Speisenangebot in einem Restaurant vergleichbar sind. Dank des vollautomatisierten Verkaufskonzepts steht das Speisenangebot Nutzern zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung.
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Mitarbeiterbindung und -wohlbefinden
Lösungen wie diese helfen, die akute Versorgungslücke in vielen mittelständischen Unternehmen zu schließen, die keine eigene Kantine haben. Zudem bieten sie eine flexible Ergänzung für Unternehmen mit bestehendem Betriebsrestaurant, indem sie z.B. ermöglichen, Beschäftigte in Randzeiten oder an Nebenstandorten zu erreichen. Über einen steuerfreien Essenszuschuss können Arbeitgeber dafür sorgen, die Nutzung intelligenter Essensautomaten für noch mehr Mitarbeiter erschwinglich zu machen.
Neben diesen offensichtlichen Vorteilen haben gesunde Essensangebote auch auf weiteren Ebenen positive Effekte. Dazu zählt das Mitarbeiterwohlbefinden, also die mentale und körperliche Gesundheit der Beschäftigten. Dieses rückt in den heutigen hybriden Arbeitsumgebungen zunehmend in den Fokus. So zeigen Studien, dass die wahrgenommene psychische Belastung unter den damit einhergehenden Arbeitsbedingungen steigt: Daten der Techniker Krankenkasse belegen z.B., dass sich Mitarbeiter vor allem durch permanente Unterbrechungen und die Menge und Komplexität der Aufgaben gestresst fühlen.
Hinzukommt, dass gerade die jüngere Generation in den vergangenen Jahren ein ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein entwickelt hat und erwartet, dass ihr Arbeitgeber darauf eingeht. Das gelingt bspw. in Form eines ganzheitlichen Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM), das zudem hilft, die Resilienz der Beschäftigten langfristig zu stärken. Neben Sport- und Fitnessangeboten muss dazu auch ein frisches Verpflegungsangebot am Arbeitsplatz gehören. Zusätzlich hilft eine Versorgungsmöglichkeit direkt am Arbeitsplatz, die Pausenzeiten besser auszuschöpfen, was das Wohlbefinden ebenfalls steigert. In der bereits erwähnten Foodji-Umfrage gaben zwei Drittel der Befragten an, durch die Nutzung eines Essensautomaten bis zu einer halben Stunde Zeit bei der Essensbeschaffung in ihrer Pause zu sparen. Die gewonnene Zeit können Beschäftigte für ein Gespräch mit Kollegen oder einen Spaziergang an der frischen Luft nutzen. Nach einer erholsamen Pause fühlen sich Mitarbeiter zudem oft produktiver, wie eine Studie der Compass Group zeigt: Dieser zufolge sagten 81 % der Gen Z und 73 % der befragten Babyboomer, dass sie danach leistungsfähiger seien.
Investition in Versorgungsmöglichkeiten zahlt sich aus
Eine Studie von WTW aus dem Jahr 2022 fand außerdem heraus, dass Maßnahmen zur Steigerung des Mitarbeiterwohlbefindens die Zufriedenheit erhöhen, was dazu beiträgt, Fehlzeiten zu reduzieren. Zu solchen Maßnahmen zählt auch ein gesundes Verpflegungsangebot am Arbeitsplatz. Darüber hinaus stärken entsprechende Maßnahmen die Mitarbeiterbindung: 78 % der Befragten in der WTW-Studie, die den Eindruck hatten, ihr Unternehmen hätte sich während der Pandemie um ihr Wohlbefinden gekümmert, gaben an, für die nächsten zwei Jahre bei diesem bleiben zu wollen. Von den Mitarbeitern, die diesen Eindruck nicht hatten, waren es nur 46 %. Mit Blick darauf, dass jeder verlorene Mitarbeiter ein Unternehmen schätzungsweise rund ein Drittel seines Jahresgehalts kostet, macht sich die Investition in eine gesunde Verpflegungslösung somit schnell bezahlt. Dies wird ebenfalls deutlich, wenn man die Ausgaben für Anzeigenschaltungen auf Karriereseiten, Headhunter oder Marketingmaterialien sowie die indirekten Kosten durch Produktivitätsverluste während der Vakanz und des Onboardings zu den Kosten für eine bessere Mitarbeiterverpflegung in Relation setzt.
Für den Arbeitgeber lohnt sich die Anschaffung eines flexiblen Verpflegungsangebots auch insofern, als es für Mitarbeiter einen Anreiz darstellt, ins Büro zukommen. Die gemeinsame Zeit am Arbeitsplatz fördert den Austausch der Kollegen untereinander, was einerseits zur kreativen Ideenfindung beitragen, andererseits aber auch den Teamzusammenhalt und dadurch die Mitarbeiterbindung stärken kann. Darüber hinaus wirken sich gesunde Lösungen für die Mitarbeiterverpflegung auch positiv auf das Employer Branding aus: So gaben in einer Studie der Compass Group 72 % der Befragten aus der Gen Z an, dass eine Verpflegungsmöglichkeit am Arbeitsplatz sogar ihre Entscheidung für einen Arbeitgeber positiv beeinflussen würde. Ein gesundes Verpflegungsangebot steigert also sowohl die Attraktivität des Arbeitsplatzes als auch die des Arbeitgebers selbst.
Gesunde Mitarbeiterverpflegung muss Standard werden
Angesichts des Fachkräftemangels, der veränderten Ansprüche der Mitarbeiter und der Herausforderungen der hybriden Arbeitswelt können Arbeitgeber den Wunsch nach einer gesunden Betriebsverpflegung perspektivisch nicht mehr ignorieren. In der Arbeitswelt von morgen wird sie zunehmend zu einem Hygienefaktor, der – ähnlich dem Gehalt, dem Führungsstil der Vorgesetzten oder den Arbeitsbedingungen – für die Arbeitszufriedenheit schlicht notwendig ist. Um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu erhalten und sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, brauchen Unternehmen entsprechende Angebote.
Felix Munte
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